Neue Inhalte effizient aufnehmen, Wissen nachhaltig verankern, produktiv arbeiten – all das hängt davon ab, wie Menschen lernen. Und genau hier liegt die Herausforderung: Während manche am besten durch Praxis und Erfahrung wachsen, benötigen andere klare Strukturen oder wissenschaftliche Erklärungen. Unternehmen stehen damit vor der zentralen Frage: Wie lassen sich Lernprozesse so gestalten, dass Mitarbeitende Wissen nicht nur konsumieren, sondern es auch tatsächlich verinnerlichen und anwenden?
Die Antwort darauf liefert die Wissenschaft. Ein besonders aufschlussreiches Modell stammt von Prof. Dr. Julius Kuhl: das Handlungsteuerungsmodell. Es beschreibt vier kognitive Systeme, die unsere bevorzugte Art zu lernen beeinflussen. Wer seine eigene Strategie kennt, kann Wissen gezielter aufnehmen und Lernprozesse effizienter gestalten.

Die vier kognitiven Lernstile
- Der Geschäftsführer („Lernen durch Erleben“)
Für diese Lerntypen zählt die Praxis: Sie lernen am besten durch eigene Erfahrungen, Experimente und inspirierende Impulse. Kreativität und Abwechslung sind für sie essenziell – monotone Wiederholungen dagegen tödlich für die Motivation. Statt starrer Lernpfade bevorzugen sie dynamische Formate, in denen sie neue Methoden ausprobieren und sich im Austausch mit anderen weiterentwickeln können.
Tipp: Setzen Sie auf interaktive Workshops, Fallstudien und Learning-by-Doing-Ansätze, um diesen Mitarbeitenden eine praxisnahe und inspirierende Lernumgebung zu bieten. - Der Logiker („Fakten, Struktur & Logik“)
Struktur, Zahlen, Fakten – wer analytisch denkt, will Wissen systematisch erfassen und logisch durchdringen. Für diese Mitarbeitenden sind wissenschaftliche Fundierung, klare Prozesse und stringente Zielvorgaben entscheidend. Sie erwarten eine nachvollziehbare Didaktik, die Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge präzise erklärt, statt auf vage Theorien oder Intuition zu setzen.
Tipp: Bieten Sie strukturierte Lernpfade mit klaren Zeitplänen, prägnanten Zusammenfassungen und fundierter Fachliteratur, um eine präzise und zielgerichtete Wissensvermittlung sicherzustellen. - Der Macher („Handeln, ausprobieren, reflektieren“)
Theorie ist gut – Praxis ist besser. Macher lernen intuitiv, indem sie sich direkt ins Geschehen stürzen. Sie erfassen Muster, setzen Wissen um und reflektieren ihre Erfahrungen im Nachhinein. Lange Erklärungen? Überflüssig. Sie brauchen Bewegung, echte Herausforderungen und die Möglichkeit, durch Trial-and-Error zu wachsen.
Tipp: Setzen Sie auf Simulationen, praxisnahe Übungen und interaktive Aufgaben, um Wissen unmittelbar anwendbar zu machen. Je realitätsnäher, desto besser. - Der Controller („Wissen, Hinterfragen & Absichern“)
Mitarbeitende, die einen detaillierten und strukturierten Lernansatz bevorzugen, legen Wert auf gründliches Verständnis. Sie sammeln vor einer Entscheidung alle relevanten Informationen und lernen bewusst, um die Details richtig zu verstehen. Zu viele Informationen können jedoch das große Ganze verdecken.
Tipp: Setzen Sie strukturierte Lernmethoden wie Mindmaps, detaillierte Leitfäden und gezielte Nachforschungen ein, um den Mitarbeitenden ein tiefgehendes Verständnis der Themen zu ermöglichen.
Individuelle Lernstrategien verstehen und effektiv nutzen
Der Lernprozess eines Individuums ist selten von einem einzigen Stil geprägt. Vielmehr handelt es sich um eine komplexe Wechselwirkung verschiedener kognitiver Systeme, die je nach Kontext und Lerninhalt miteinander agieren. Wer seine eigenen Lernpräferenzen kennt und reflektiert, kann gezielt die passenden Methoden auswählen, die den jeweiligen Herausforderungen gerecht werden. Eine präzise Analyse des eigenen Lernstils, beispielsweise durch Potenzialanalysen oder strukturiertes Feedback, bietet wertvolle Erkenntnisse und ermöglicht eine passgenaue Auswahl an Lernformaten.
Gezieltes Lernen statt Gießkannenprinzip
Standardisierte Trainings reichen längst nicht mehr aus, um Wissen nachhaltig zu vermitteln. Erfolgreiches Lernen braucht Individualität – und die richtige Mischung. Ob kreativer Geschäftsführer, analytischer Logiker, praxisnaher Macher oder detailorientierter Controller: Jeder Mitarbeitende hat eine bevorzugte Art zu lernen. Unternehmen, die diese Unterschiede berücksichtigen, können nicht nur das Lernpotenzial voll ausschöpfen, sondern auch die Leistungsfähigkeit ihrer Teams nachhaltig steigern.
Im Onboarding-Prozess beeinflusst der Lernansatz Tempo und Qualität der Integration. Neue Mitarbeitende sind mit vielen Informationen konfrontiert – der Lernprozess muss effizient gestaltet werden. Blended Learning, eine Kombination aus digitalen Formaten und persönlichen Trainingsphasen, bietet flexibles und strukturiertes Lernen. Digitale Plattformen ermöglichen skalierbare Wissensvermittlung, während Präsenzformate den Austausch und die Praxisanwendung fördern.
Moderne Technologien gehen noch einen Schritt weiter: KI-gestützte Systeme wie PINKpro analysieren individuelle Lernpräferenzen und liefern situatives, personalisiertes Feedback. Statt starrer Lernpfade erhalten Mitarbeitende genau die Inhalte und Impulse, die sie für ihre persönliche Weiterentwicklung benötigen.
Das Ergebnis: Effizientere Lernprozesse, motiviertere Mitarbeitende – und Unternehmen, die in einer wissensbasierten Wirtschaft langfristig erfolgreich bleiben.